Wenn Schuhe hart wie Stein werden – Rover-Winterhike

Über Karneval fassten vier tapfere Rover den Entschluss, die herrliche Winterwelt der bayrischen Alpen mal nicht mit Skiern, sondern zu Fuß zu erkunden. Diese vier waren Reinke, Tim, Lukas und Marcel. Was zunächst nur in einer Bierlaune ersonnen, wurde mit der Zeit immer konkreter

Als die genauen Teilnehmer feststanden begann die Planung und definitive Entschlüsse wurden gefasst. Als Ausgangspunkt wurde das Ferienhaus der Familie Schröer gewählt, welches idyllisch am Ufer des Tegernsees in Bad Wisse liegt und ideale Möglichkeiten bot, die verschneite Landschaft zu erkunden.

Als geklärt war, welche Zelte und was an Ausrüstung benötigt wurde, konnte es am Freitag des Karnevalwochenendes losgehen. So wurden die vier tapferen Streiter von Tim, mit seinem Auto abgeholt, und als alles zusammen war, konnte gestartet werden. Die neun Stunden Autofahrt – 17 – 2Uhr – wurden durch Hörspiele halbwegs erträglich gemacht und führten uns immer weiter nach Süden.Am Tegernsee angekommen ging es, nach einem gemütlichem Weizen, zügig ins Bett, denn am nächsten morgen sollte es nach dem Frühstück nun endlich in die Weiße Pracht gehen.

Um 11 Uhr am Samstag war es dann soweit. Wir verließen das schützende Haus und brachen auf in die Kälte. Unser Weg führte uns direkt, auf einen hinter dem Haus gelegenem Wanderweg, denn unser erstes Etappenziel war die Aueralm. Der Aufstieg führte durch eine bilderbuchhafte Schneelandschaft. Die Wochen vor Karneval hatte es sehr ergiebige Niederschläge gegeben und dauerhaft tiefe Temperaturen hatten dieses Szenario geschaffen. Sogar der See war teilweise zugefroren. Zunächst noch sanft und auf geräumten Wegen ging es die bewaldeten Hänge hinauf zur Aueralm. Doch nach einiger Zeit war der Weg nicht mehr geräumt, und es ging durch Tiefschnee nun steil Bergauf. Nach der Ankunft auf der Aueralm war erst mal Pause angesagt. Im Tiefschnee sitzend und die Sonne und den blauen Himmel genießt wurden erst mal die herrliche Aussicht genossen. Das Stück durch den Tiefschnee war schon recht anstrengend und durch die Information, dass es auf dem Stück weiter Bergauf wohl noch schwieriger und widriger sei, kamen wir zu dem Entschluss, dass es wohl klüger sei umzukehren und wo anders einen geeigneten Platz zum Zelten zufinden. So machten wir uns wieder auf den Weg, diesmal aber bergab. Im Tal angekommen ging es noch ein Stück weiter auf einem anderem Weg. Mit Einbruch der Dämmerung suchten wir uns einen Platz, der groß genug war um beide Zelten auf ebener Stelle aufzubauen. Ein Platz war auch bald gefunden und nachdem eine Stelle von dem gröbsten Schnee geräumt war wurden die Zelte aufgebaut, mit Ausblick auf den winterlichen Tegernsee. Nach Gulasch aus der Büchse und einer sehr kurzen Runde Doppelkopf ging es ab in die Schlafsäcke, denn nun war es, da man sich nicht mehr bewegte, richtig kalt geworden.

Das merkten wir auch am nächsten morgen. Als um sieben Uhr der Wecker die Nacht beendete und wir uns gegen acht aufgerafft hatten die warmen Schlafsäcke zu verlassen. Es war sehr schwer in die Gänge zukommen, denn bei wolkenlosem Himmel pfiff ein eisiger Wind und machte das Abbauen zu einer sehr unangenehmen Angelegenheit. Die Härte, und das im wahrsten Sinne des Wortes, waren unsere Schuhe, denen die Nacht im Vorzelt nicht gut bekommen war. Warm und feucht
ausgezogen waren sie nun steinhart gefroren und sehr unbeweglich. Somit war es sehr mühselig
sich in die Schuhe zu zwängen. Als sich alle schlussendlich doch in ihre Schuhe gequält hatten und die Rucksäcke wieder gepackt waren ging es wieder los. Beim Laufen wurde es uns allen auch schnell wieder warm und auch die Schuhe erhielten ihre Mobilität zurück. Bei Bauer in der Au wurde halt gemacht um zu frühstücken.

Der Weg am Sonntag sollte uns zunächst in Richtung Schwarzetenn führen. Bergauf, bergab ab ging es jetzt wieder auf geräumten Wanderwegen durch die bayrischen Wälder. An der Klam, auf dem Weg nach Wildbad Kreuth, wurde Pause gemacht um in einer atemberaubenden Kulisse einige herrliche Poserfotos zumachen. Eigentlich sollte es nun weiter nach Siebenhütten gehen, aber Tiefschnee machte ein Weiterkommen unmöglich. Aber durch diesen Umstand hatten wir das Glück eine Wildfütterung miterleben zu dürfen. Forstarbeiter versorgten eine riesige Gruppe an Hirschen, die völlig unerwartet aus den Wälder und dem Unterholz kamen. Es ging nun also nach Wildbad Kreuth, um dort nach einem Platz für die Nacht zu suchen bzw. zu fragen. Leider war es in Wildbad Kreuth nicht möglich einen Schlafplatz zu finden, da das gesamte Gelände im Besitz des Großherzogs von Bayern ist und man diesen um Erlaubnis hätte fragen müssen. Nun war dieser momentan nicht zu gegen und so mussten wir unsere Suche fortsetzen. An der Schweigeralm wurden wir schließlich fündig und durften auf dem vereisten Parkplatz unsere Zelte aufschlagen. Als wir dachten, dass die erste Nacht schon kalt war, hatten wir die zweite noch nicht hinter uns gebracht. Bis auf minus 15 Grad fiel die Temperatur! Die Folgen waren am nächsten morgen deutlich sichtbar:

Alles Wasser war eingefroren, die Kocher hatten eine innige Verbindung mit dem Boden aufgenommen und die Schuhe hatten nun endgültig die Konsistenz von Granit angenommen. Wir mussten uns einiges einfallen lassen, um die Schuhe wieder lauffähig zumachen. So schmolzen wir Schnee, brachten das Wasser dann zum Kochen und füllten es in einer Plastiktüte in die Schuhe, um sie aufzutauen, oder zumindest so beweglich zu machen, damit man sie anziehen konnte. Als wir wieder auf dem Weg waren, stellte sich auch schnell wieder Besserung ein und in Kreuth gab es nun Frühstück. Hier verließ Marcel die anderen, um mit dem Bus nach Bad Wiessee zurück zukehren. Die anderen Drei setzten ihren Weg zu Fuß zum Haus der Familie Schröer bei herrlichem Sonnenschein fort. Um 14 am Montag trafen dann alle wieder gesund, aber müde in Bad Wiessee ein. Dort wurde zunächst einmal entspannt und die nassen Klamotten zum Trocknen aufgehängt. Am Abend gab es dann noch ein Highlight: ein sehr schmackhaftes Abendessen. Als Vorspeise eine Tomatencreme-Suppe, dann ging es als Hauptgericht weiter mit Kroketten, Buttergemüse und saftigen Steaks. Den krönenden Abschluss bildete dann eine riesige Portion Bananensplit. Gesättigt gingen nun alle ins Bett, denn die Tour durch die verschneiten Berge hatte uns doch ganz schön ermüdet.

Am Dienstag war dann auch schon wieder der Tag der Abreise gekommen. Um viele Erfahrungen reicher ging es zurück nach Essen wo viele Fragen und Wünsche nach Fotos auf uns warteten.