Einiges hatten wir gehört und gelesen vom „Ironscout“, der ultimativen Herausforderung für Pfadfinder. So fanden sich dann neun tapfere Leiter, die das Spektakel nun selbst in Augenschein nehmen wollten.
Wegen körperlicher und anderer Probleme sprangen zwei Leute ab, so dass das Team um die eisernen Ladies Silke und Eva und den Naukel ergänzt wurde, der sich bemühen wollte, auch als eiserner Messdiener keinen Rost anzusetzen. Nach langwieriger, mehr oder meist weniger intensiver Vorbereitung ging es dann mit dem Zug nach Markelfingen. Die sieben Stunden Hinfahrt waren bereits die erste Tortur, die wir zu bewältigen hatten. Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir dann aber den Lagerplatz in Markelfingen.
Am Start zum Ironscout 2002
Nachdem wir unsere Zelte aufgebaut und noch flugs ein paar Nudeln gekocht und gegessen hatten, konnten wir gegen 18:20 Uhr loslaufen.
Nach etwas über einer Stunde hatten wir dann die erste Station erreicht. Eine Kohte sollte in Rekordzeit aufgebaut werden. Zunächst entwirrten wir das Schwarzzeltmaterial und mussten feststellen, dass es sich hier mitnichten um eine Kohte handelte, sondern eher um eine Menge Jurtenwände. Wir boten kreativerweise an, eine Sauna daraus zu bauen, doch wurde der Vorschlag abgelehnt und das korrekte Kohtenmaterial herangeschafft. In weniger als fünf Minuten war die Aufgabe erledigt, dazu schmetterten wir noch „Sabinchen war ein Frauenzimmer“. Den Wunsch nach „Nehmt Abschied, Brüder“ mussten wir höflich aber bestimmt zurückweisen, denn erstens war das ja gerade die erste von zwölf Stationen, zweitens kannten wir den Text auch nicht weiter als die erste Strophe.
Der nächste Posten sollte an einer Kreuzung am Waldrand liegen. Obwohl wir die Stelle exakt auf der Karte eingezeichnet und in Natura auch gefunden hatten, war der Posten nicht zu sehen. Über eine Stunde liefen wir in verschiedene Waldwege, um vielleicht doch noch die Station ausfindig zu machen. Später stellte sich heraus, dass es sich um eine unbemannte „Briefkastenstation“ gehandelt hatte, die im Dunkeln einfach nicht zu finden war; das gleiche Problem hatten auch andere Gruppen.
Weiter ging es zu einer Mehrkampfstation: Hier musste ein 150 cm hohes Seil überwunden, Sommerskier gelaufen und Erbsen geschätzt werden. Viele kluge Vorschläge zur Überwindung des Seils wurden gemacht, doch letztlich wurden alle Teilnehmer gegenseitig drüber gehoben. Sommerski und Erbsen schätzen erledigten wir anschließend, mit mäßigem Erfolg.
Dackelhütte
An der vierten Station durften wir zur Abwechslung mal wieder ein Zelt aufbauen. Nur mussten wir bis auf Planen und Seile alles behelfsmäßig aus dem finsteren Wald suchen, aber der gute Teamgeist verhalf uns hier in Rekordzeit zu einer Dackelhütte.
Am Posten Nummer 5 fanden wir dann wieder eine Briefkastenstation mit der Aufgabe, ein Logo für den Ironscout 2003 zu entwerfen. Zumindest war die Station diesmal gut sichtbar am Wegesrand, aber weil sonst niemand da war, machten wir uns auch ohne lange Pause auf den Weg zur Station sechs.
Naukel schwankt das Wasser zum Ziel
Dort angekommen ließ ihr Fuß die Silke im Stich. Zum Glück fand sich ein netter Autofahrer an diesem Posten, der Silke und ihre Schwester Eva zum Lagerplatz zurück brachte. Die Stimmung sank auf den Nullpunkt, hatte das Team doch bei der Hälfte der Strecke nun zwei Gefährtinnen verloren. Auch das Spiel konnte nicht zur Aufheiterung beitragen, es musste Wasser in einer Schüssel getragen werden, nachdem man sich zehnmal um die eigene Achse gedreht hatte.
Mit dezimierter Mannschaft ging es nun auf die zweite Hälfte. Der nächste Posten hatte sich bereits schlafen gelegt und wollte von uns mit einem Bauchtanz geweckt werden. Also haben wir bei klirrender Kälte flugs die Bäuche freigemacht und einen Tanz vorgezittert.
Weiter ging es durch den dunklen Wald und nun wurde das Terrain auch bergiger. Da es bereits früher Morgen war und es Probleme mit dem Finden den rechten Pfads gab, wurde der Umgangston zunehmend ruppiger. Schließlich fanden wir dann aber doch noch die achte Station. Das Spiel war eigentlich einfach: Wir bekamen einen 3 Liter und einen 5 Liter Kanister und sollten damit 4 Liter Wasser abmessen.
Wasser umfüllen
Schwierig war nur die Lösung zu finden und dann auch exakt umzusetzen, denn das dauerte etwas länger. Als wir nach 10 Minuten endlich fertig waren, eröffnete uns der Posten, dass wir zu langsam gewesen wären und keine Punkte bekommen könnten. Erzürnt zogen wir von dannen: Wozu braucht jemand morgens um 6.30 Uhr exakt 4 Liter Wasser in fünf Minuten?! So ein Unsinn! Und obendrein 2 Stunden Marsch und Streit umsonst.
Beim nächsten Posten waren wir dafür wieder in unserem Metier: Kochen in der Wildnis. Dazu sollten wir den Wald durchstöbern und mit den gefundenen Zutaten ein schmackhaftes Mahl bereiten. Der erste Schreck war bald verflogen als wir feststellten, dass in diesem Wald gekochte Reisbeutel an den Bäumen wuchsen, Käse emporspross und das Paprikagewürz in voller Blüte stand. So zauberten wir alsdann einen Reis-Käse-Fladen und als besonderes Bonbon ein Dessert von gerösteten Äpfeln mit Mandelstiften, die mit etwas bosnischem Slibowitz flambiert wurden.
Da wir nun das letzte Viertel der Strecke angingen und wir den letzten Posten mit unseren Kochkünsten beeindruckt hatten, war die Stimmung wieder besser, bis wir zum 10. Posten kamen. Wieder hatte sich hier nur eine Briefkastenstation breitgemacht, deren Aufgabe es war eine Friedenstaube für die Jahresaktion zu basteln. Während die anderen eine kurze Pause machten, löste der Jens die Aufgabe mit Bravour.
Am elften Posten hatten sich die Veranstalter mal wieder kreativ gezeigt. Eine bayrische Olympiade stand auf dem Programm. Zunächst konnte von uns niemand Dowaks Leitung beim Maß stemmen überbieten, 2:57 Min sind schon ziemlich gut, nach einer solchen Nacht. Leider hatte bereits jemand aus einer anderen Gruppe über 9 Minuten vorgelegt – der war bestimmt gedopt oder Bayer. Weiter ging es beim Nageleinschlagen mit einem krummen Hammer, hier ließ sich der Martin nicht lumpen. Nun musste auch noch Holz zersägt und gespalten werden. Eine Aufgabe für Kevin, den Hauklotz. Bauklötze staunte die Stationsbesatzung wie schnell auf einmal geviertelte Holzscheite vor ihnen lagen.
Schuhplattler
Zum guten Schluss musste dann noch ein Schuhplattler getanzt werden. Jens übernahm die Choreographie und herauskam ein wahrhaft bemerkenswerter Tanz.
Nun ging es auf direktem Weg zum letzten Posten. Die Motivation war so hoch, dass wir getreu dem Motto der guten Tat sogar noch einem Passanten halfen, seine Fahrräder auf den Dachgepäckträger zu laden. Der Posten war dann wieder am Bodensee, in einem Freibad.
Paddelboot
Zum Schwimmen war es doch schon etwas kühl, aber uns wurde ein Paddelboot gestellt. Das Problem war, dass die beiden Paddler, Martin und Dowak, die Augen verbunden bekamen und die dritte Person, Naukel, sowohl als Steuermann fungieren musste, als auch die herumschwimmenden Quietscheenten einzusammeln hatte. Trotzdem wurde auch diese Aufgabe ordentlich gelöst.
Kevins kaputte Füße
Nun lag nur noch der Weg zum Ziel vor uns. Obwohl Körperteile schmerzten, von denen man vorher kaum wusste, dass es sie gab, bissen wir uns durch und erreichten nach fast 19 Stunden um 13.10 Uhr den Lagerplatz, wo unsere vermissten Mitstreiterinnen schon auf uns warteten.
Nun ging es daran, die eine oder andere Minute Schlaf nachzuholen, die Dusche aufzusuchen und die wunden Füße zu pflegen.
Party
Am Abend stieg dann noch eine Party bei der auch die Siegerehrung stattfand. Immerhin fanden wir uns auf dem 19. Platz von 50 Gruppen wieder – für Debütanten ein beachtliches Ergebnis.
Am nächsten Morgen machten wir uns dann wieder auf den Rückweg – weitere 8 Stunden Zugfahrt, die nicht in die Bewertung eingingen.
Fazit: Wir haben den Ironscout geschafft; wir haben alle 12 Posten, die auf der 50 km Wegstrecke lagen, angelaufen, auch wenn wir für 2 Posten keine Punkte bekommen haben. Es wäre also noch Potenzial zur Steigerung vorhanden. Es war ein gelungenes Erlebnis, obwohl leider zwei Gruppenmitglieder nach der Hälfte aufgeben mussten.
Das Essen am Samstagabend war zwar lecker, aber eine Gemüsebrühe ist nach so einem Tag wohl kaum angemessen, da hätte es ruhig etwas deftiger sein dürfen. Außerdem waren die Getränke bei der Party einfach zu teuer.
Die Posten waren nur wenig kreativ, zweimal Zelt aufbauen, einmal schlief der Posten schon halb – das hilft nicht, um die Teilnehmer zu motivieren. Die Briefkastenstationen waren völlig überflüssig und noch dazu war die eine im Dunkel nicht zu finden.
Ob wir im nächsten Jahr wieder teilnehmen, ist noch nicht klar – wahrscheinlich muss das Erlebnis erst einmal in Ruhe verarbeitet werden und jeder muss seine persönliche Schlüsse aus den gemachten Erfahrungen ziehen.
Aber eines ist klar: Wir sind Ironscouts!
Teilnehmer: Dowak, Eva, Gerrit, Jens, Kevin, Malte, Martin, Naukel, Silke
Malte.