BoFro 007

Im Auftrag ihrer Majestät!

Juli 2007Am 13. Juli begaben sich rund 100 Agenten der MI6-Außenstelle „BOFRO“ auf eine dreiwöchige Mission zum Kielder Water,  einem Stausee im Norden Englands. Der Grund: Eine Gruppierung, die sich selber „Verein für ein ordentliches Durcheinander (VFEOD)“ nennt, drohte den Staudamm des Sees zu sprengen und somit Chaos auf der ganzen Welt zu verbreiten. Da alle professionellen Einsatzkräfte weltweit gebunden waren, sah sich die Königin gezwungen eine Sondereinheit, die Special Catastrophy Observing Unit „Teatime“ (SCOU“T“) zu bilden und in das Geburtsland der Pfadfinderbewegung heim zu rufen um die Katastrophe zu verhindern.

Der zu Trainingszwecken ausgesuchte Lagerplatz liegt direkt am Kielder Water, inmitten des größten zusammenhängenden Waldgebiets Europas, weitab von Großstädten. Die Agenten bewohnten in ihren Stammesgruppen jeweils eigene Lagerplätze, die zum Teil im Wald, manche aber auch direkt am See lagen. Hinzu kam eine Service Crew, die sich aus verschiedenen ehemaligen Agenten der einzelnen Stämme zusammensetzte, einen eigenen Platz bewohnte und die Agentengruppen mit allem versorgte, was diese für ihr leibliches Wohl benötigten.

Es standen also drei Wochen Training für die Mission und Nachforschungen zu Dr. Kaajottgee an, einem Spion der VFEOD, von dem man gehört hatte, er habe sich heimlich unter die Agenten gemischt. Die härteste aller Prüfungen war jedoch nicht von der Königin geplant worden. Man munkelte, Dr. Kaajottgee habe sie den Agenten auferlegt, um ihren Willen zum erfolgreichen Abschließen der Mission zu brechen. Diese Prüfung bestand darin, Tag ein Tag aus mit den Schwärmen der ortsansässigen Midges, Mücken im Format von Fruchtfliegen, zu leben und trotz deren beharrlichen Sägens am Aste der allgemeinen Stimmung das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren!

Des Weiteren richteten die einzelnen Gruppen sich in der ersten Woche entsprechend der eigenen Bedürfnisse und Wünsche ein. Manche bauten Hollywoodschaukeln, andere Bannermasten oder auch Regale um in der eigenen Küche Ordnung halten zu können. Ein allgemeines Bauvor-haben, welches alle Stämme zeitgleich und mit der größten Schnelligkeit vollbrachten, war das Ausheben von Abwassergräben. Der Himmel hatte eines Nachmittages beschlossen, seine Regenpforten für mehrere Stunden nicht mehr zu schließen und so konnte der sowieso schon feuchte Boden diese Wassermengen nicht mehr aufnehmen. Sofort stand die Vermutung im Raume, Dr. Kaajottgee sei Schuld daran, da er eventuell mit einem eigens konstruierten Wolken-wender die Wolken dazu gebracht habe, enorme Wassermengen zu bilden, diese auf den Platz regnen zu lassen, um so die Moral der Agenten zu brechen. Er hatte hiermit aber keinen Erfolg, da die Agenten fleißige und schnelle Schaufler von Abwassersystemen waren.

Nachdem auch diese Prüfung bestanden war, folgten in den nächsten Tagen weitere Unternehmungen. So bauten manche Schlapphüte beispielsweise Flöße, ließen sie zu Wasser und veran-stalteten ein Rennen. Andere Gruppen erkundeten die nähere Umgebung, um die Gastlichkeit der Einheimischen zu überprüfen und sich bei dieser Gelegenheit über die einheimischen Getränke und Speisen, sowie Mittel gegen die Midges zu erkundigen.

Am Samstag der ersten Woche kamen vier weitere Agentengruppen aus dem Bezirk Borbeck-Frohnhausen, sowie die jüngsten Mitglieder der schon anwesenden Gruppen am Zeltplatz an.

Am Montag der zweiten Woche war es für die ersten Agenten Zeit, Abschied von der Groß-gruppe zu nehmen, um in kleinen stammesinternen Trupps die nähere und etwas weitere Umge-bung für die nächsten Tage zu erkunden. Einzig diejenigen mit den roten Halstüchern teilten sich in drei stammesgemischte Trupps auf.

In den nächsten Tagen machten sich die einzelnen Gruppen mit der näheren Umgebung, deren Einwohner und Bewohnern – zumeist Schafen – vertraut. Jeden Morgen verpackten sie ihre we-nigen, für den Hike nötigen Dinge in ihren Rucksäcken, um ein weiteres Stück ihres Weges durch die wunderschöne Natur Nordenglands zu wandern und am Abend wieder nach einem Schlaf-platz für die Nacht zu suchen oder fragen. Mancher Trupp umrundete hierbei den Kielder Stausee, andere fuhren mit dem Bus zum Hadrians Wall und wieder andere machten sich zu Fuß auf den Weg nach Südschottland. Am Freitag trafen schließlich alle Gruppen wieder auf dem Platz ein. Diese und Jene hatten nicht nur unvergessliche Momente in der Natur und mit den wenigen Einwohnern Nordenglands gesammelt, sondern auch leichte Blessuren wie Blasen mitgebracht. Eines einte jedoch alle Agenten: Sie hatten in den Tagen des Hikes viele schöne Dinge erlebt, die Gruppe und sich selbst besser kennen gelernt.

Am Samstag gönnten sich die Agenten einige Stunden Schlaf mehr, als sie es sonst taten, um dann das Bergfest, welches an diesem Abend in der Turnhalle des Platzes stattfinden sollte, vor-zubereiten. Hierzu hatte jede Hikegruppe einen, den Hike beschreibenden Programmpunkt vorbereitet, welchen sie aufführte um anschließend von der Königin und dem König, die an diesem Abend zugegen waren, brausenden Applaus zu ernten. Das Königspaar und alle Agenten erfreuten sich an musikalischen Darbietungen, Spielen oder auch kurzen Vorträgen. Hierauf folgte ein von allen sehnlich erwartetes Festmahl, für das jeder Stamm Köstlichkeiten vorbereitet hatte. Nach dem festlichen Schmaus lud die Königin zu Musik und Tanz. Zusammen mit ihren Agen-ten feierte das Königspaar eine rauschende Ballnacht, die bis in die frühen Morgenstunden an-dauerte.

In der letzten Woche ihres dreiwöchigen Agentendaseins übten sich die Agenten aller Alterstufen in den verschiedensten Praktiken, die ein erfolgreicher Agent für seine Aufgaben benötigt. So mussten sie schnellst möglich Holz für das Zubereiten von Speisen über dem Feuer oder zum Anzünden von selbigem spalten, ihre Kenntnisse der englischen Nationalhymne und ihre Fähig-keiten kniffliger Rätselaufgaben zu lösen unter Beweise stellen. Andere bewiesen ihren Mut in einem nächtlichen Karte-Kompass-Spiel oder standen dem sich in einem Kampf um die Fahne unmittelbar auf dem Schlachtfeld gegenüber.

Am Donnerstagmorgen machte sich die gesamte Agentenschar bereits um 4.00 Uhr morgens auf, um an einer malerischen Stelle am See die ersten Sonnenstrahlen zu erwarten und mit Pfadfin-dern überall auf der Welt zur gleichen Zeit das Pfadfindergebet zu sprechen – zur Feier des 100 jährigen Bestehens der Weltpfadfinderbewegung.

Freitagnachmittag konnte schließlich die gemeinsame Rückreise angetreten werden, weil der Kielder Staudamm gerettet und Dr. Kaajottgee, der sich unter falschem Namen bei der Service Crew eingeschlichen hatte enttarnt wurde. Die Agenten fuhren in Vorfreude auf ihre Familien in der Heimat, aber auch mit unzähligen schönen Erlebnissen im Heimatlande des Pfadfindertums im Gepäck zurück ins Herz des Ruhrgebiets.

Thomas Risch