Rover bezwingen den GR20…

…oder wie herum war es noch mal?!

Im Winter 2004 stand in unserer Roverrunde die Diskussion im Raum, was man denn im nächsten Sommer im Rahmen des Sommerlagers unternehmen könnte. Schnell waren Attribute wie „anstrengend“, „herausfordernd“, „krass“ und „geil“ gefunden. Nur stellte sich nun die Frage: Wie geht’s weiter?

Auf diesem Weg gelangten wir vorerst nicht weiter. Darum suchten wir andere Kriterien für ein Sommerunternehmen und kamen auf Stichworte wie Berge, Sonne, Strand, Meer, tolle Aussicht. Schon stellte sich jedoch das gleiche Problem: Wie sollte man denn das alles unter einen Hut bekommen? Meer, Strand und Berge? Kaum vorstellbar!

Doch wer sucht wird fündig und so kam uns Korsika, der „Berg im Meer“, in den Sinn. Dort also konnte ein Urlaub allen Kriterien gerecht werden? Ja, so sollte es laut vieler Reise-Beschreibungen sein. Das Zauberwort hieß: GR20. Der Grand Randonee 20, ein Weg vom Norden der Insel bis in den Süden, der einfach über die Berge Korsikas hinweg führt. So fanden wir also das Ziel.

Die Umsetzung dessen war nun nicht mehr schwierig, ein wenig Vorplanung war jedoch schon notwendig. Wie lange soll der „Urlaub“ werden? Wie viele Etappen des GR20 wollen wir begehen? Wie viel Gepäck kann man mitnehmen? Wie viel Gepäck braucht man überhaupt? Was kann zuhause bleiben, was muss unbedingt mit? Wie kann man das Problem lösen, dass auf dem Weg komischerweise keine EDEKA-Märkte liegen, bei denen man Vorräte nachkaufen kann?

Viele Fragen, aber auch viele Antworten: Man einigte sich darauf 10 Etappen des GR20 zu begehen, beginnend im Norden Korsikas. 20 Kilo Gepäck sollte das Maximum sein, das jeder für die 10 Tage mitnehmen durfte – inklusive Lebensmittel.

Geplant getan, am 25. Juli 2005 ging es los: Abflug vom Köln-Bonner Flughafen mit HLX. Mit zweistündiger Verspätung kamen wir in Pisa an, um dort direkt den Zug nach Livorno zu nehmen. Von Livorno sollte uns am nächsten Morgen die Fähre nach Bastia auf Korsika bringen. Nach einer mehr als ungemütlichen Nacht in Livorno am Hafen, an einer Stelle, die wohl auch eigentlich jemand anderem gehört hatte, bestiegen wir morgens die Fähre nach Bastia. In Bastia angekommen ging es schnell mit dem Bus weiter nach Calvi und von dort nach Celenzana, der Ort, von dem aus wir den Einstieg in den GR20 geplant hatten. Um zum letzten Mal für die nächsten 10 Tage „Zivilisation“ genießen zu können, gönnten wir uns abends ein deftiges Mahl mit Knödeln, Rotkohl, Fleisch und Kartoffelpüree.

Und so ging es am ersten Tag um 6.00 Uhr los: Steiler als erwartet, wärmer als erhofft und noch schöner als wir uns erträumt hatten. Klar, der Aufstieg war mühsam und anstrengend, aber nach ca. 8 Stunden Aufstieg gelangten wir gegen 14:30 Uhr endlich zu unserem ersten Refugee. Erschöpft verbrachten wir dort den Rest des Tages im Schatten hinter dem Refugee und füllten unsere Energievorräte wieder auf. Für den nächsten Tag einigten wir uns auf ein früheres Wecken, da wir am ersten Morgen doch sehr lange gebraucht hatten um in die Gänge zu kommen. Also standen wir bereits um 5:30 Uhr auf, packten schnell ein und frühstückten lecker. Es zeigte sich, dass die Wahl unseres Frühstücks gut gewesen war: Müsli, Milchpulver und ein wenig Kakaopulver konnten zu einem herrlichen Frühstück werden. Gestärkt von diesem, begangen wir unsere zweite Etappe. Schnell merkten wir, dass es richtig gewesen war, früher aufzubrechen. So entging man der großen Hitze des Tages, denn das im Reiseführer angekündigte „muntere Auf und Ab“ war wörtlich zu nehmen. Der Weg schlängelte sich immer an Bergrücken entlang, mal auf der einen und mal auf der anderen Seite des Grates. Auch geklettert musste werden.

Am nächsten Tag legten wir einen Ruhetag ein, da sich die Füße des ein oder anderen erstmal von der neuen Beanspruchung erholen mussten. Dies ging ausgezeichnet in einem schönen Badegumpen. Nach dem Erholungstag ging es dann mit der 3. Etappe des GR20 weiter, die in Ascu Stagnu endete.

Dort angekommen, beschlossen wir, die nächste Etappe auszulassen, da diese laut Reiseführer eine schwierige sein sollte. Für die Abfahrt nach Corte fanden wir einen lustigen korsischen Halsabschneider, der uns für eine horrende Summe nach Corte zum Bahnhof brachte. Aber was blieb uns anderes übrig? Corte belohnte uns dafür mit einem Campingplatz, der einen kleinen Pool hatte, in dem wir unsere müden Körper entspannen konnten. Da wir ja nun unsere GR20-Planung geändert hatten galt es nun den Wiedereinstieg zu schaffen. Dafür brauchten wir ein paar Überbrückungsetappen über den „mare a mare“, einem anderen Wanderweg über Korsika. Dieser führte durch das „Mittelgebirge“ Korsikas, das aber nicht weniger schön war und uns die Insel nun von einer ganz anderen Seite zeigte.Unser schönster Platz während dieser Zeit war ein Campingplatz bei Venaco, in dessen Nähe es riesige Badegumpen gab, die wir natürlich auch ausgiebig nutzen.

Denn Wiedereinstieg zum GR20 gestalteten wir so, dass wir uns am der Ondo Hütte, die am Ende der 8. Etappe liegt, wieder in den GR20 „einklinkten“. Die von uns gelaufene 9. Etappe endet in Vizzavona, der Mittelstation des GR20. Von dort nahmen wir den Zug zurück nach Bastia. In Bastia angekommen, suchten wir uns für die letzten Tage bis zur Abreise einen Campingplatz etwas nördlich der Stadt, um noch ein wenig von den herrlichen Stränden Korsikas mitzunehmen. Bei Casanova verbrachten wir unsere letzten Tage, genossen den leckeren französischen Rotwein und ließen uns die Sonne auf die ermüdeten Häupter scheinen.

Schweren Herzens ging es schließlich am 8. Juli wieder per Fähre zurück nach Livorno und von dort nach Pisa-Flughafen, an dem wir, in bester Pennermanier, die Nacht verbrachten. Da unser Flug auch erst um 16:00 Uhr ging hatten wir sogar noch Zeit uns Pisa anzuschauen.

Braun gebrannt und mit dem Wissen, dass die Tour über den GR20 noch einmal wiederholt werden muss, kamen wir wieder zu Hause an.