Es war einmal in Sagaland…

… das Sommerlager

Juli/August 2006

…in einer Zeit, in der das Wünschen noch geholfen hat. Das Land war wunderschön.
Getrennt durch einen reißenden Fluss war Sagaland in vier Königreiche geteilt. Im Norden lebten die Riesen in hohen, steinigen Bergen. Über die Wiesen und Felder des Südens herrschten die Zwerge. Die düsteren Wälder des Westens waren von Elfen bevölkert und die großen Seen im Osten Sagalands waren das Heim der Wassermänner und Nixen. Doch es gab auch noch andere Wesen, die in allen Teilen des Landes hausten: Drachen, Feen, Gnome, Hexen, Zauberer und hin und wieder stieß man sogar auf eine Ameise. Die Bewohner Sagalands lebten lange und friedlich in Harmonie bis heute, dem Tag an dem sich alles ändern sollte…

Zum ersten Mal nach 9 langen Jahren machten wir uns auf, um mit allen Stufen in ein gemeinsames Sommerlager zu fahren. Den Ort den wir für unser dreiwöchiges Abenteuer auserkoren hatten, war Lohmen und war satte 627,61 Kilometer von Essen entfernt. Lohmen liegt idyllisch im tiefsten Osten der Republik, zentral zwischen Pirna und dem Nationalpark Sächsische Schweiz, zu Füßen des Elbsandstein Gebirges.

Nach einer 10-stündigen Autofahrt kam der Bus mit gut gelaunten Juffis, Pfadis, Rovern und Leitern endlich in der Kastanienallee an. Zuerst waren alle ein wenig von der platten Wiese die sich uns bot enttäuscht, aber was wären wir für Abenteurer gewesen, wenn wir uns davon die gute Laune hätten verderben lassen.

Also ging es frohen Mutes daran, alles aus dem Bus zu tragen und zu unserer späteren Residenz zu schleppen. Zum Glück waren wir die ersten Ankömmlinge und hatten so die freie Wahl uns den besten Platz auszusuchen. Da aber das Glück bekanntlich nicht von alleine kommt, galt es zunächst den Teil der Wiese von den letzten Heuhaufen zu befreien um Platz für die Zelte zu schaffen.

Motiviert, mit äußerster Sorgfalt und höchster Präzision (man denke nur an Reinkes Schnur, damit alle Zelteingänge auf gleicher Höhe liegen), fingen wir an die Schlafzelte und Jurten aufzubauen. Bis spät in die Nacht hinein wurde gehämmert, gestemmt und eingeräumt, bevor nach leckerem (und auch schon traditionellem) Erascorant alle todmüde in ihre Schlafsäcke krochen.
Der nächste Tag begann (wie auch alle noch folgenden), mit einer kleinen Morgenrunde. Kurz wurden noch mal Lagerregeln, Kochgruppen und der weitere Tagesablauf erklärt, bevor der Lageraufbau nach einem deftigen Frühstück in der Sonne weiter ging. So errichteten wir in der ersten Woche zwei Küchenregale, ein Lagertor, ein Volleyballfeld, eine Dachterrasse über den Jurtendächern und einen quasi- freischwebenden Bannermast.

Am zweiten Abend bekamen wir zudem Besuch von mysteriösen Gestalten aus dem uns so unbekannten Sagaland. Da war zum Beispiel der kauzige Waldläufer, der sich alles in die Tasche steckte was nicht vorher gerettet werden konnte. Oder Schnubbigundus der Viertelvorzwölfte, König der Zwerge und Liselotte Tümpelrose die Königin der Wassermänner und Nixen. Sie alle trafen sich in unserer Jurte, anscheinend eine wichtige Taverne in Sagaland, um eine sehr wichtige Sache zu besprechen. Auch die Riesen ließen sich nicht lumpen und schickten ihren kleinwüchsigen König Schlomo Steinschmatz, eigentlich ein Kaulquappenjäger der durch widrige Umstände König wurde. Diese hier zu erläutern, würde jedoch den Rahmen sprengen. Bei einem Treffen dieser Wichtigkeit durfte auch nicht die Königin ähhm… der Elfenkönig Julius der Zarte fehlen. Und nicht zu vergessen sind Hobin Rood (ein Cousin Robin Hoods), die Hexe, der erfolglose Barde und ein sehr von sich überzeugter Austauschprinz aus Far- Far- Away, die auch gekommen waren um unter dem Vorsitz des Zauberers die merkwürdigen Ereignisse in Sagaland zu besprechen. Als ob dies nicht schon kurios genug wäre, verriet uns eine schrullige Wahrsagerin intime und brisante Details aus dem Privatleben unserer Gäste. Ein sehr merkwürdiger Abend, denn die Gesellschaft löste sich eben so schnell auf, wie sie zusammen gekommen war. Wir wussten nur, in Sagaland geschahen sehr merkwürdige Dinge, die keiner so recht erklären konnte.

Am dritten Tag begann langsam das „normale“ Lagerleben. Da der Sommer sehr heiß war, konnten wir uns in der Mittagszeit leider nur in den Schatten flüchten um nicht wie Grillhähnchen zu enden. Die meist kühleren Abendstunden nutzen wir meist für eine Partie „Ultimate Frisbee“ oder ein kleines Fußballspiel. Später saßen wir dann am Lagerfeuer, sangen, spielten und quatschten bis in die frühen Morgenstunden.

Zweimal versuchten wir uns der brüllenden Hitze zu widersetzen. Einmal sehr erfolgreich mit einer großen Wasserschlacht und ein weiteres Mal bei unserem Blind-Kick-Turnier, das nur durch dauerhafte Bewässerung unserer ach-so-trockenen Kehlen und einer überdachten Zuschauertribüne auszuhalten war. Das Feld neben unserem Platz war leider nicht annähernd so erfolgreich wie wir im Kampf gegen die Sonne und fing eines schönen Nachmittags plötzlich Feuer. Unser Lagerplatz bot beste Logenplätze um die doch recht eigentümlich anmutende Bekämpfung eines Feldbrandes zu beobachten. Auch die von uns informierte freiwillige Feuerwehr versprach sich zu beeilen, nachdem Thomas eindringlich darum gebeten hatte.
Nachdem die „Großen“ schon sieben Tage lang Zeit hatten den Platz zu erkunden und auch schon Dresden einen kleinen Besuch abstatten konnten, kamen unsere Jüngsten, die Wös, dazu. Reibungslos, aber leider mit kleinen Verlusten kamen sie mit der Deutschen Bahn in Pirna an.

In der darauf folgenden Woche brachen alle Stufen zum Hike auf. Rover und Pfadis machten sich zuerst auf den Weg, Flora und Fauna der Sächsischen Schweiz zu erkunden und hinterließen Juffis und Wös ihrem Glück auf dem Lagerplatz. Das nutzen diese auch kräftig, feierten bis tief in die Nacht und verputzten riesige Abendmähler.

Nach zwei Tagen kamen die Pfadis schon am frühen Morgen zurück und schnell wie Gazellen (oder wie heißen diese kleinen, schleimigen, zwittrigen Tiere die auch manchmal ihre Häuser auf dem Rücken tragen?), übernahmen die Juffis die Zelte, packten ihre Rucksäcke und brachen ihrerseits auf. Während die Juffis die Berge im Nationalpark erklommen, schulten Rover und Pfadis ihren Orientierungssinn indem sie nur mit Karte und Kompass bestückt in der Ferne ausgesetzt wurden und den Weg zurück allein finden mussten. Als die Juffis zurückkehrten, war auch leider schon die Hälfte der Lagerzeit vorbei und da der Pfadfinder an sich in schwierigen oder traurigen Situationen ein Lächeln im Gesicht und ein Pfeifen auf den Lippen behält, feierten wir ein großes Bergfest, das zufällig auch mit Melanies Geburtstagsfeierlichkeiten zusammenfiel.

In der letzten Woche besuchten wir die Festung Königsstein, wo uns schon eine erschöpfte aber glückliche Wölflingsmeute empfing. Diese hatte gerade ihren Hike hinter sich gebracht.

Zudem legten alle Stufen ihre Versprechen auf eigene Art und Weise ab. Die Wös blieben in der Jurte, die Juffis zogen zur nahe gelegenen Kirche, die Pfadis hatten ihres schon im Pfingstlager abgelegt und gaben sich der absoluten Völlerei hin, während die Rover in einem abgelegenen Waldstück gemütlich ein Schokofondue verschlangen.

Kurz vor Ende unseres Lagers erschienen uns erneut die Bewohner Sagalands. Der Zauberer beschwor uns, ihnen im Kampf gegen das Böse zu helfen. In kleinen Gruppen streiften wir durch das Unterholz, um durch dubiose Tauschgeschäfte mit den Figuren, dem Einsatz unseres ganzen Gripses und einer guten Portion Verhandlungsgeschick schließlich Merlins Zauberstab wieder zu finden mit dessen Hilfe er Sagaland vor dem Untergang retten konnte. Am Abend luden uns die Sagaländer zu einem großen Festmahl in unsere Jurte ein, die sich wie von Geisterhand in einen prächtig geschmückten Rittersaal verwandelt hatte.

Am letzten Tag brachen wir alle Zelte bis auf die Jurten ab und meisterten auch das gruselige Nachtspiel, das Rover und Pfadis vorbereitet hatten. Nach einer letzten, kurzen und sehr kuscheligen Nacht im Schlafsack holte uns pünktlich der Bus ab und fuhr uns sicher Heim. So gingen einmal mehr 3 herrliche Wochen Sommerlager vorbei und was bleibt, sind die wunderbaren Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit in Lohmen.

Tim Beckhoff, Felicitas Nowak